Dorniger Kirchenbau in der NS-Zeit 1938 - 1940

Pfarrer Meister fuhr nach Berlin, um die Baugenehmigung abzuholen: Ein Wunder war geschehen! Schon am Tag danach wurde die Notkirche abgerissen, um vollendete Tatsachen zu schaffen, bevor es sich die kirchenfeindlich eingestellte Baubehörde anders überlegt. Die beiden Nebenaltäre Hl. Maria und Herz Jesu schmücken heute die Kirche in Kareth. Am 26. Juni 1938 legte Weihbischof Dr. Johannes Höcht den Grundstein, er trägt einen Pfeiler des Kirchturms und ist der größte Stein der Kirchenanlage.

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Unter Stadtpfarrer Johann Baptist Meister wurde St. Wolfgang erbaut. Pfarrer Meister kam 1889 in Erbendorf auf die Welt und wurde mit 31 Jahren als Expositus hierher entsandt, wo er in schwierigster Zeit Pfarrgemeinde und Pfarrkirche aufbaute. Sein silbernes Priesterjubiläum ist auf der Inschrift im Grundstein der Pfarrkirche verewigt. Mit 54 Jahren wurde er zum Dompfarrer berufen, viel zu früh starb er am 8. April 1946. Als Kirchenbauherr erhielt er seine letzte Ruhestätte unter dem nördlichen Bogen der Wolfgangskirche.

Mit wie vielen Opfern ist unsere Pfarrkirche errichtet worden! Die größte Schwierigkeit für Regierungsbaumeister Hans Beckers als Bauleiter bestand darin, die notwendigen Baumaterialien zu beschaffen. Vieles wurde für die Aufrüstung beschlagnahmt. Die vier Eisenträger, Metallsäulen von nur 80 Zentimetern Durchmesser, die die Hochwände tragen sollten und bereits vor der Kirche lagerten, ließ das Reichsministerium Görings für Rüstungszwecke wieder abtransportieren. Welch grazilen, leichten Charakter hätte die Wolfgangskirche durch die schlanken Säulen erhalten! Hier kommt die Genialität des Baumeisters zum Vorschein: Er konstruierte massive Betonbögen, die die Hochwände tragen sollen und der betenden Gemeinde eine wohltuende Geborgenheit schenken. Bei der Renovierung 2005 zeigten sich die Folgen des Stahlmangels in den Ziegelwänden. Im Lauf der Zeit haben sich lange Risse gebildet, Eisenklammern mussten nachträglich eingesetzt werden.

Auch die Steinabgüsse der Hauptfiguren erinnern an diese schwere Zeit. Damals konnten Künstler für Kirchen nicht gewonnen werden. Der Kirchenbaumeister wählte mittelalterliche Vorbilder, die nach dem Ende der Diktatur gottlob nicht vorschnell aus St. Wolfgang entfernt wurden, sie dokumentieren eine Zeit der Kirche in Bedrängnis. Die Figuren an der Westwand, Maria und Johannes der Täufer, treten vor den am Kreuz erhöhten Herrn fürbittend für die Gemeinde ein. Diese Gruppe bildet eine sogenannte Deesis, wie sie zu jeder ostkirchlichen Bilderwand gehört.

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Der Kriegsverlauf zwang die Bauleute an den “Westwall“, Priesterstudenten und Gymnasiasten mussten aushelfen. Ältere Priester erzählen von ihrem Einsatz auf den Gerüsten der Wolfgangskirche während der Semesterferien. An eine feierliche Kirchweihe war nicht zu denken. Während Hitler sich anschickte, die Benelux-Länder zu überfallen, segnete Pfarrer Meister am 3. März 1940 das fertig gestellte Gotteshaus und die erste hl. Messe konnte in St. Wolfgang stattfinden.

Verweilen wir nun bei der tiefen Symbolik der Wolfgangskirche, denn Kirchbauten sind Glaubenszeugnisse und sollen immer auch auf Gott verweisen, sie dienen nicht allein den Anforderungen einer Gemeinde. Dies ist an St. Wolfgang besonders deutlich zu erkennen.